Das Wort „agil“ rauscht in den letzten Jahren immer öfter durch verschiedene Fachbereiche und löst zumeist unterschiedliche Emotionen aus. Viele wissen nicht was konkret damit gemeint ist, hören jedoch sagenumwobene Geschichten von enormer Produktivitätssteigerung, eigentlich ein Allheilsbringer unter den Arbeitsmethoden. Das klingt zunächst verlockend, aber sogleich schleicht sich ein mulmiges Gefühl ein, denn jeder arbeitet doch schon in seiner gewohnten Weise und die Umstellung von Arbeitsmethoden ist oft zeitaufwändig. 

Was bedeutet nun agiles Arbeiten konkret? Entwickelt hat sich die Methode in der Softwareentwicklung und wurde nach und nach in anderen Bereichen erfolgreich angewandt. Agiles Arbeiten ist jedoch nur ein Überbegriff über bestimmte Prozessvarianten, die Gängigsten darunter sind Scrum und Kanban. Agiles Arbeiten bedeutet aber in einem ersten Schritt nur, dass man die Arbeitsweisen mit seinem Team regelmäßig hinterfragt und Schritt für Schritt anpasst, um schneller zu besseren Ergebnissen zu kommen.

Macht es also Sinn in der Steuerberatung an agiles Arbeiten zu denken? Tatsache ist, dass die Methoden, dort wo sie eingesetzt werden, enorme Erfolge in der Steigerung von Qualität, Effizienz und Geschwindigkeit vorweisen (wissenschaftlich belegt). Auch ist es bei weitem keine Methode mehr, die in der Softwareentwicklung alleine verwendet wird, sondern auch in Rechtsabteilungen oder im Marketing eingesetzt wird. Um die Frage daher zu beantworten: Kann man auch in der Steuerberatung agil arbeiten? Mit Sicherheit! Will man das? Diese Antwort hängt von einigen Faktoren ab. Es ist eine neue Arbeitsweise und löst daher unvermeidlich einen Change Management Prozess aus. Dieser kann durch Veränderungsbereitschaft von innen gewollt sein und manchmal auch durch Druck von außen, dem Klienten. In jedem Fall muss das Thema von den Entscheidungsträgern forciert und getragen werden, ansonsten ist ein Scheitern sehr wahrscheinlich. Doch wer den Aufwand wagt wird meist belohnt. Die Frage „Will man das?“ sollte also eigentlich lauten: „Wann will man das?“. Der richtige Zeitpunkt ist sehr individuell, doch wie bei den meisten Innovationen sollte man nicht ewig warten, denn die Konkurrenz schläft auch nicht.

Zum Autor:

Arnold Scherabon ist Co-Founder von IURIO einer Kollaborationsplattform, welche unter anderem auch agiles Arbeiten mit Kollegen und Klienten ermöglicht.