Obwohl es oft die große Preisfrage ist – für Gründer, Gesellschafter und Investoren gleichermaßen – gibt es keinen einzig wahren, objektiven Unternehmenswert. Vielmehr ist dieser immer mit hohen Ermessensspielräumen verbunden. In Österreich werden Unternehmen nach einem Regelkatalog der Kammer der Wirtschaftstreuhänder bewertet, der eine objektivierte Unternehmensbewertung zumindest erleichtern soll. Als komplexes Thema ist Unternehmensbewertung nicht ohne Grund mit hohen Kosten und viel Aufwand verbunden – immerhin haftet, wer Gutachten erstellt.

Wie sieht das aus, wenn Teile der Bewertung digitalisiert werden? Werden Prozesse dadurch effizienter oder Einschätzungen endgültig objektiviert? Wo ist die menschliche Komponente notwendig, wo entbehrlich und wo stört sie?

Beim Tax Tech Update am 18. Oktober boten erfahrene Experten aus der Branche Einsicht in das Thema. Mit dabei waren Markus Pellet (Partner Financial Advisory Services bei Rabel & Partner, Fachautor und Vortragender im BereichUnternehmensbewertung), Markus Patloch-Kofler (Universitätsassistent post doc, Unternehmensbewerter | Lektor | Fachautor), Paul Resch (CEO bei Valutico) und Rene Quin (Direktor im Bereich Valuation, EY). Moderiert wurde die spannende Diskussion von Sophie Martinetz (Gründerin, Tax Tech Austria).

Markus Patloch-Kofler kennt als Unternehmensbewerter die täglichen Herausforderungen der Branche: „In der Vorstellung geht es gut, mit den vielen Daten, die bei einer Unternehmensbewertung generiert werden umzugehen. In der Praxis gibt es viele Restriktionen. Da kommt digitale Unterstützung schon gelegen, und wird in den kommenden Jahren bestimmt vermehrt Einzug finden.“

Insbesondere durch die COVID-19 Krise hat sich geändert, wie wir arbeiten – in vielen Bereichen ist der Digitalisierungsgrad gestiegen, an manchen Stellen wurde sogar vollends auf virtuelle Prozesse umgestellt. Die Unternehmensbewertung verlangt nach wie vor viel Interaktion, die trotz unterschiedlicher Digitalisierungsmöglichkeiten nicht gänzlich virtuell umgesetzt bzw gar von Computern übernommen werden kann, sind sich die Diskussionsteilnehmer einig. Die menschliche Interaktion zieht sich wie ein roter Faden durch den Gesamtprozess. „Da es sich bei der Unternehmensbewertung um eine Einschätzung handelt, braucht es am Ende des Prozesses immer einen Menschen, der eine Entscheidung trifft. Die Digitalisierung einzelner Schritte bringt mehr Effizienz und trägt so unterstützend zum Gesamtprozess bei – diese Trends waren bereits vor COVID sichtbar“, beschreibt Paul Resch seine Sicht der Dinge.

Gerade im Bereich der Digitalisierung dreht sich der Diskurs häufig darum, nicht zu spät auf den metaphorischen Zug der Innovation aufzuspringen oder ihn gar zu verpassen. Für die Unternehmensbewertung gilt das wohl auch, wenngleich es qua Natur der Branche nicht ganz so dramatisch ist, weiß Rene Quin, der den Prozess beschreibt: „Es ist und bleibt eine Reise – aber nicht im Schnellzug.“

Die kommenden Jahre werden demnach spannend – Innovationen im Bereich der Unternehmensbewertung sind zu erwarten. Doch wie viel wird sich wirklich ändern? Markus Pellet  gibt seine Einschätzung dazu: „Die Digitalisierung wird nicht alles überholen. Die Politik der kleinen Schritte bleibt auch weiterhin. Die Teamzusammensetzung wird sich insofern ändern, dass nicht mehr ausschließlich Betriebswirte, sondern auch IT-ler in Unternehmensbewertungen miteinbezogen werden.“

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Rückfragehinweis:

Sophie Martinetz
Tax Tech Austria
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+43 1 7151115, +43 664 974 7272
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