Gastbeitrag

Top Priorität KI: Chancen nutzen, Verantwortung übernehmen

16. Juli 2025

Die Künstliche Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung erlebt und steht heute im Zentrum technologischen Fortschritts. Unternehmen auf der ganzen Welt sind sich einig: KI ist eine Schlüsseltechnologie, die nicht nur Arbeitsprozesse revolutionieren, sondern auch völlig neue Geschäftsmodelle ermöglichen kann.

Doch mit der Einführung von KI gehen auch gewaltige Herausforderungen einher. Um die Potenziale der KI voll auszuschöpfen, muss ein klarer organisatorischer Rahmen geschaffen werden – ein Rahmen, der sowohl Innovation als auch Verantwortung in den Vordergrund stellt.

Organisatorischen Rahmen für den Einsatz von KI schaffen

Der Einsatz von KI darf nicht dem Zufall überlassen werden. Unternehmen sollten einen strukturierten organisatorischen Rahmen schaffen, der definiert, in welchen Bereichen KI eingesetzt werden darf und soll. Ein solcher Rahmen muss flexibel genug sein, um Experimentieren und Innovation zu fördern, aber gleichzeitig klare Grenzen setzen, insbesondere bei Anwendungen, die ethische oder rechtliche Bedenken aufwerfen.

Der EU AI Act bietet hier eine wichtige erste Orientierung. Er kategorisiert KI-Anwendungen nach ihrem Risiko und verbietet den Einsatz bestimmter Technologien, etwa solche, die Menschen ausbeuten oder diskriminieren könnten. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre KI-Systeme diesen Vorgaben entsprechen und eine verantwortungsvolle Nutzung gewährleisten. Doch Verbote allein reichen natürlich nicht aus. Der organisatorische Rahmen sollte auch Freiräume für die Entwicklung von Use Cases schaffen. Hierbei spielt die Förderung von Pilotprojekten eine entscheidende Rolle, um das Potenzial von KI in einem kontrollierten Umfeld zu erproben.

Ebenso wichtig ist es, den Überblick über alle KI-Aktivitäten im Unternehmen zu bewahren. Ein zentrales KI-Managementteam oder eine interne KI-Governance-Struktur kann dabei helfen, die verschiedenen KI-Projekte zu koordinieren, Doppelarbeit zu vermeiden und sicherzustellen, dass die erzielten Erkenntnisse unternehmensweit geteilt werden. Ziel muss es sein, dass die Potenziale der KI nicht nur erkannt, sondern auch gehoben werden – sei es durch die Optimierung interner Prozesse, die Verbesserung von Kundenerlebnissen oder die Entwicklung neuer Produkte.

Mitarbeiter:innenschulungen: Der Schlüssel zur sicheren und erfolgreichen Nutzung von KI

Der Erfolg von KI in Unternehmen hängt nicht allein von Technologien ab, sondern vor allem von den Menschen, die mit diesen Technologien arbeiten. Der EU AI Act verpflichtet Unternehmen nicht nur dazu technische Standards einzuhalten, sondern auch ihre Mitarbeiter:innen entsprechend zu schulen. Dies ist von zentraler Bedeutung, denn ohne ein klares Verständnis der Möglichkeiten und Grenzen von KI können keine fundierten Entscheidungen getroffen werden.

Schulungsprogramme sollten daher alle relevanten Mitarbeiter:innen einbeziehen – von der Geschäftsführung bis hin zu den technischen Teams und den Anwender:innen in den Fachabteilungen. Neben den technischen Grundlagen von KI sollte vor allem die Einhaltung ethischer und rechtlicher Vorgaben geschult werden, denn alle Mitarbeiter:innen müssen wissen, welche Anwendungen erlaubt sind, wie sie potenzielle Risiken erkennen und wie sie mit KI-Systemen verantwortungsvoll umgehen können.

Ein weiterer Aspekt ist die Förderung eines positiven KI-Mindset. Mitarbeiter:innen sollten dazu ermutigt werden, kreativ zu denken und neue Einsatzmöglichkeiten für KI zu identifizieren. Gleichzeitig müssen sie lernen, die Grenzen der Technologie zu akzeptieren und kritisch zu hinterfragen, ob ein bestimmtes KI-System wirklich sinnvoll und notwendig ist.

Unternehmen, die diese Art der Entwicklung fördern, profitieren doppelt: Einerseits stellen sie sicher, dass ihre KI-Projekte im Einklang mit dem EU AI Act stehen, andererseits stärken sie die Kompetenz ihrer Mitarbeiter:innen, was zu einer höheren Akzeptanz und Effizienz beim Einsatz von KI führt.

Hoheit über Daten und Datenschutz: Eine zentrale Herausforderung

Die Implementierung von KI ist ohne Daten nicht denkbar. Daten sind der Rohstoff, aus dem KI-Systeme lernen und auf dessen Basis sie Entscheidungen treffen. Doch genau hier liegt eine der größten Herausforderungen: Wie können Unternehmen sicherstellen, dass die Hoheit über ihre Daten gewahrt bleibt und der Datenschutz nicht verletzt wird?

Der EU AI Act verlangt von Unternehmen, dass sie strenge Datenschutzstandards einhalten. Dies umfasst nicht nur die Anonymisierung sensibler Daten, sondern auch die Sicherstellung, dass Daten nicht missbräuchlich verwendet werden. Eine besondere Herausforderung stellt dabei die Einhaltung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) dar. Unternehmen müssen sicherstellen, dass personenbezogene Daten nur dann verwendet werden, wenn eine eindeutige Zustimmung vorliegt oder die Nutzung gesetzlich erlaubt ist.

Damit dies gelingt, sollten Unternehmen in moderne Datenschutztechnologien investieren und klare Verfahren zur Datenverwaltung einführen. Eine Möglichkeit ist die Etablierung eines Data Governance Frameworks, das definiert, wie Daten gesammelt, gespeichert und genutzt werden dürfen. Auch die regelmäßige Überprüfung der eingesetzten KI-Systeme auf Datenschutzkonformität sollte Teil dieses Rahmens sein.

Doch nicht nur der Schutz der Daten ist wichtig – auch die Hoheit darüber. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie jederzeit die Kontrolle über ihre Daten behalten und nicht in eine Abhängigkeit von externen Anbietern geraten. Dies kann durch den gezielten Aufbau eigener Dateninfrastrukturen und die Nutzung von Open-Source-Technologien erreicht werden. Gleichzeitig sollten klare Verträge mit Dienstleistern geschlossen werden, die sicherstellen, dass die Datenhoheit beim Unternehmen verbleibt.

Fazit: Balance zwischen Innovation und Verantwortung

Die Einführung von KI in Unternehmen ist eine Gratwanderung zwischen Innovation und Verantwortung. Auf der einen Seite bietet die Technologie enormes Potenzial, auf der anderen Seite birgt sie Risiken, die nicht unterschätzt werden dürfen. Der EU AI Act gibt hier wertvolle Leitlinien vor, die Unternehmen dabei helfen können, diese Balance zu finden.

Ein klarer organisatorischer Rahmen, gezielte Mitarbeiter:innenschulungen und eine verantwortungsvolle Datenverwaltung sind dabei die Grundpfeiler eines erfolgreichen KI-Einsatzes. Unternehmen, die diese Aspekte konsequent umsetzen, schaffen nicht nur die Grundlage für einen nachhaltigen Erfolg, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag dazu, das Vertrauen in KI-Technologien zu stärken.

Denn eines steht fest: KI wird die Zukunft maßgeblich prägen. Wer heute die richtigen Weichen stellt, wird morgen zu den Gewinnern gehören.

Über den Autor:

Peter Bartos, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater, ist Partner bei BDO Austria und Präsident der Kammer der Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen Wien.

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