Die Steuerbranche steht unter Druck.
Zahlreiche Tools versprechen, Prozesse zu automatisieren, Zeit zu sparen und die Effizienz zu steigern. Und ständig kommen neue dazu. KI übernimmt Buchhaltungen, analysiert Daten in Sekunden und erstellt Berichte, für die früher Tage nötig waren.
Braucht es da überhaupt noch den Menschen?
Die beruhigende Antwort lautet oft:
„Technologie wird den Menschen niemals ersetzen.“
Aber ist das wirklich so? Oder erzählen wir uns diese Geschichte nur, um die wachsende Unsicherheit zu verdrängen?
Die wahre Herausforderung: Menschliche Transformation
Technologisch ist heute mehr möglich, als die meisten Kanzleien jemals nutzen könnten. Doch genau hier liegt das Problem: Die Schere zwischen dem, was technisch machbar ist, und dem, was tatsächlich umgesetzt wird, wird immer größer.
Wie wir bei der TaxTech Konferenz 2025 und davor bereits gesehen haben: Die Tools und Technologien gibt es schon längst.
Dennoch fühlen sich viele Kanzleien überfordert. Die Möglichkeiten sind zwar bekannt, doch die Umsetzung scheitert. Weil Transformation nicht mit Technologie beginnt, sondern mit den Menschen, die sie nutzen sollen.
Die wahre Herausforderung der digitalen Transformation ist daher keine technologische, sondern eine menschliche.
Es geht darum, Ängste abzubauen, Widerstände zu überwinden und eine Kultur zu schaffen, in der Veränderung nicht als Bedrohung, sondern als Chance wahrgenommen wird.
Technologie ist nur ein Werkzeug – der Mensch macht den Unterschied
Die beste Software bringt nichts, wenn die Menschen, die sie einsetzen sollen, nicht mitgenommen werden.
- Mitarbeitende müssen befähigt werden, neue Technologien zu verstehen und aktiv einzusetzen.
- Mandanten müssen überzeugt werden, dass digitale Prozesse nicht nur effizienter, sondern auch sicherer sind.
- Führungskräfte müssen vorangehen, indem sie nicht nur die Richtung vorgeben, sondern auch die Ängste und Bedürfnisse ihres Teams ernst nehmen.
Doch genau hier scheitern viele Kanzleien. Es fehlt nicht an Tools, sondern an einer klaren Strategie, wie diese Tools sinnvoll in den Arbeitsalltag integriert werden können.
Und es fehlt oft an einer entscheidenden Kompetenz: Leadership.
Vom Getriebenen zum Gestalter
Die erfolgreichsten Kanzleien der Zukunft werden nicht die sein, die die meisten Tools einsetzen. Es werden die sein, die besser auf Veränderungen reagieren können. Proaktiv statt reaktiv.
Das erfordert:
- Resilienz, um mit Unsicherheiten und Rückschlägen umzugehen.
- Anpassungsfähigkeit, um neue Herausforderungen schnell zu meistern.
- Vision, um die eigene Zukunft aktiv zu gestalten.
Doch wie wird man vom Getriebenen zum Gestalter?
Der erste Schritt ist, sich von der Illusion zu lösen, dass Technologie allein Probleme löst. Auch wenn der Wunsch groß ist und das gern von Anbietern versprochen wird.
Aber Transformation beginnt nicht mit dem Tool. Sondern mit der Vision.
- Wo soll die Kanzlei in fünf oder zehn Jahren stehen?
- Welche Mandanten möchte man betreuen?
- Welche Dienstleistungen sollen im Fokus stehen?
- Und warum ist all das für irgendwen von Bedeutung?
Eine Vision dient als Nordstern für Entscheidungen: von der Auswahl der richtigen Tools bis hin zur Frage, wie Mitarbeiter geschult und Mandanten eingebunden werden.
Die Rolle der Führungskraft in der Transformation
Transformation ist kein Projekt, das irgendwann abgeschlossen ist. Sie ist ein kontinuierlicher Prozess, der von den Führungskräften vorgelebt werden muss.
Das bedeutet:
- Klarheit schaffen. Mitarbeiter und Mandanten müssen verstehen, warum Veränderungen notwendig sind und welchen Nutzen sie bringen.
- Ängste ernst nehmen. Viele Menschen haben Angst, durch Digitalisierung überflüssig zu werden. Diese Ängste müssen offen angesprochen und durch gezielte Maßnahmen abgebaut werden.
- Mutige Entscheidungen treffen. Transformation erfordert oft unbequeme Entscheidungen wie etwa alte Prozesse loszulassen oder in neue Technologien zu investieren, deren Nutzen sich erst langfristig zeigt.
Doch vor allem erfordert Transformation eines: Geduld.
Technologie als Hebel, nicht als Ersatz
Technologie kann vieles erleichtern, aber sie kann keine Vision entwickeln, keine Mitarbeiter motivieren und keine Mandantenbeziehungen aufbauen.
Die wahre Stärke einer Kanzlei liegt nicht in ihren Tools, sondern in den Menschen, die sie einsetzt.
- Ein Mitarbeiter, der versteht, wie er KI nutzen kann, um Mandanten besser zu beraten, ist wertvoller als jede Software.
- Ein Mandant, der sich durch digitale Prozesse besser betreut fühlt, bleibt loyal. Unabhängig davon, wie viele Tools im Hintergrund laufen.
Technologie ist ein Hebel, der menschliches Potenzial entfalten kann. Aber nur, wenn er richtig eingesetzt wird.
Fazit: Technologie ist Mittel zum Zweck, nicht die Lösung
Die digitale Transformation wird nicht durch Tools entschieden, sondern durch Menschen. Kanzleien, die es schaffen, ihre Teams und Mandanten mitzunehmen, werden nicht nur die Digitalisierung meistern.
Sie werden die Zukunft der Steuerbranche aktiv gestalten.
Jetzt ist der Moment, aktiv zu werden. Entwickle eine klare Vision, nimm dein Team mit und gestalte den Wandel – bevor er dich gestaltet.
Die Frage ist nicht, ob du dich verändern musst. Die Frage ist: Wann fängst du an?
Über den Autor:

Sebastian Thalhammer ist Strategieberater und Gründer von Firestorm Digital. Mit seiner Expertise in menschlicher und digitaler Transformation und seinen Formaten wie Formaten Future Tax Circle und Future Tax Think Tank unterstützt er Steuerkanzleien und Unternehmen dabei, den Wandel aktiv zu gestalten.
Sein Ansatz: Unleash the Power of Digital to Raise Human Performance.

