[speaker name=“Gerald Vlk“]

Der Trend der Digitalisierung ist allgegenwärtig und dominiert auch im Steuerbereich die Diskussion über die zukünftige Entwicklung. Neuen Technologien wie Blockchain, Artificial Intelligence oder Robotic Process Automation (RPA) wird das Potenzial zugeschrieben, die Arbeitswelt im Steuerbereich in den kommenden Jahren wesentlich zu verändern.

Dennoch kann eines nicht wegdiskutiert werden: Während nun schon seit einiger Zeit viel über diese neuen Technologien gesprochen oder geschrieben wird, sieht die persönlich erlebte Realität an den Arbeitsplätzen aktuell vielfach noch völlig anders aus. Von künstlicher Intelligenz ist noch nicht viel zu sehen und vollständig digitalisierte sowie automatisierte Prozesse sind vielfach noch eine Wunschvorstellung.

Ist das alles also nur ein riesiger Hype, der in den Steuerabteilungen ohnehin nie Einzug halten wird?

Dass der Einsatz neuer Technologien an Bedeutung gewinnen und damit auch den Steuerbereich nachhaltig verändern wird, ist unter Experten unstrittig. Wie genau die Steuerabteilung der Zukunft aussehen wird, welche Technologien sich durchsetzen werden und in welcher Geschwindigkeit dies geschehen wird, ist allerdings nur schwer vorherzusagen.

Auch ein großes Steuerberatungsunternehmen wie Deloitte weiß nicht exakt, wie die Steuerabteilungen der Zukunft aussehen werden. Aber es lassen sich aus aktuellen Entwicklungen fünf Technologie-Trends ableiten, die die Digitalisierung in den Steuerabteilungen prägen werden:

1) Big Data: Rechenleistung und -kapazität verändern unseren Umgang mit Daten. Systemleistung und Datenvolumen sind keine einschränkenden Faktoren mehr. Auch ist es zunehmend egal, ob Daten strukturiert – wie in Konten und Jahresabschlüssen – oder unstrukturiert vorliegen. Der Zugang zu Informationen und deren Nutzung werden einfacher – und das bedeutet, Unternehmensaktivitäten können dank Analytics für die Steuerabteilung sehr schnell analysiert werden.

2) Prozessautomatisierung: Roboter übernehmen Routinetätigkeiten wie beispielsweise die Sammlung von Daten, die Abgabe von Steuererklärungen oder die Erstellung von Reports.

3) KI-gestützte Entscheidungsfindung: Entscheidungen werden typischerweise von erfahrenen Mitarbeitern in führenden Positionen getroffen. In Zukunft wird der Prozess der Entscheidungsfindung durch künstliche Intelligenz unterstützt.

4) Allen zur Verfügung stehendes Wissen: Immer mehr Menschen haben über diverse Online-Kanäle Zugang zu Informationen (auch steuerlichen Fachinformationen), die früher nicht öffentlich zur Verfügung standen.

5) Online Plattformen zur Zusammenarbeit: Online Plattformen werden sowohl die Möglichkeiten zur Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Beratern, Regierungen und Behörden völlig verändern als auch auf dem Bewerbermarkt eine wesentliche Rolle spielen.

Unternehmen sind gut beraten, diese Trends ernst zu nehmen und sich gut zu überlegen, welche Maßnahmen für sie Sinn machen. Denn gerade in Zeiten von COVID-19 und dem damit verbundenen Social Distancing ist eines klar: Die zunehmende Digitalisierung unserer Wirtschaftswelt wird spätestens jetzt nicht mehr aufzuhalten sein.